AUTOTEST. HYUNDAI IONIQ 5 N 84 kWh 4WD
Mit dem Hyundai Ioniq 5 N haben die Koreaner am Automobilmarkt einen echten Sportwagen platziert. Mit 478 kW/650 PS, Allradantrieb, technischen Features aus dem Rennsport und aggressiver Optik will dieser Ioniq 5 die Konkurrenz in Grund und Boden fahren – wir klären dies im Zuge umfangreicher Testfahrten!
Schon einmal durften wir im Vorjahr zu Driftzwecken in Sölden am Rettenbachferner ans Steuer des Ioniq 5 N, bereits damals begeisterte uns der Hyundai mit seinen Performance-Fähigkeiten auf Schnee und Eis in über 3000 m Höhe, ohne jedoch auch nur annähernd die tatsächliche Power dieses Sportgeräts abrufen zu können.
Jetzt inspizieren wir den 5 N endlich genauer und vorweg – selbst die Optik des in Performance Blue Matt lackierten Hyundai´s verrät den Testwagen schon weithin sichtbar als „Kampfsportler“. Die Außenmaße mit einer Länge von 4,65 ist zwar ident den „Normalo“ Modellen der Baureihe, aber Bremssättel in Orange, N Diffusor, N Frontspoiler, N Seitenschweller, N spezifische Elemente und Akzente in Orange, N spezifischer Stoßfänger vorne und hinten schwarz glänzend mit orangen Akzenten, Reflektoren im Zielflaggen-Design, ein schwarzer Dachspoiler und N Bremsleuchten sowie spezielle 21 Zoll Leichtmetallfelgen machen aus der grundsätzlich zivilen 5-türigen Schrägheck-Limousine einen „Vulkan“, unmittelbar vor dem Ausbruch.
Das Interieur setzt natürlich ebenfalls auf Sport – mit auffälligen N Einstiegsleisten, perfekt geformten N Sportschalensitze mit Kontrastnähten in Performance Blue, die uns nach dem Einsteigen sprichwörtlich in die Zange nehmen, einem schwarzer Dachhimmel, das eigens griffig perforierte N Ledersportlenkrad mit blauen Kontrastnähten und mit dem wichtigsten Feature überhaupt: den Tasten zur Anwahl des Drive Mode und der Overboost-Funktion. Ansonsten präsentiert sich der 5 N markentypisch luxuriös und verwöhnt mit Ambientebeleuchtung, Infotainmentsystem inklusive Navigation und Bose-Premium Sound System, Lenkrad- und Sitzheizung vorne und hinten, schlüssellosem Zugang, Kofferraumassistent, induktiver Ladestation, Head-Up Display, 360° Übersichtskamera, Zwei-Zonen Klimaautomatik, adaptivem Tempomat und Sicherheits-Assistenten im Überfluss etc. Die Armaturenlandschaft ist übersichtlich angeordnet, bekannt sind uns bereits der digitale und vielfach konfigurierbare 12,3 Zoll TFT Bildschirm mit allerdings verändertem Tacholayout bis 300 km/h sowie das 12,3 Zoll LCD Farbdisplay für das bereits erwähnte Infotainment. An der gewohnt intuitiven Bedienung und hervoragenden Ergonomie hinterm Steuer hält aber auch der Ioniq 5 N unverändert fest. Überhaupt sind die Platzverhältnisse vorne wie im Fond üppig und komfortbetont, selbst der Kofferraum mit bis zu 1.580 Litern bei umgeklappten hinteren Sitzlehnen fast ordentlich Gepäck.
Das wahre „Ich“ des Ioniq 5 N verbirgt sich dann im Antrieb: denn bereits mit „Standardeinstellung“ wird der Hyundai von gewaltigen 609 Pferden bewegt, durch das Drücken der Boost-Taste stehen dann für jeweils 10 Sekunden sogar 650 PS zur Verfügung – wenn gleich der Allradantrieb diese Urgewalt perfekt auf die Straße überträgt. Die Fahrleistungen des immerhin 2.275 kg schweren Hyundai lesen sich nicht nur wahnwitzig, sie fühlen sich auch so an: das Drücken der Boost-Taste und das Betätigen der Launch Control stellt das Auto auf gnadenlos „scharf“ und ein Niederdrücken des Gaspedals löst eine Beschleunigungseruption aus. Nach 3,35 Sekunden passiert der Stromer bereits die 100 km/h Marke, einen Augenblick später rasen wir in den Begrenzer bei 260 km/h. Nochmals subjektiv verstärkt wird diese Dynamik durch Anwahl des Motorsounds „Verbrenner“ – denn noch nie konnte uns ein Elektroauto dann so begeistern wie dieser Ioniq 5 N. Das eigens für die Rennstrecke konzipierte adaptive Sportfahrwerk, eine bissige Bremse und unzählige individuelle Einstellungsmöglichkeiten am Zentraldisplay erfüllen weitere Wünsche, die unser sportliches Fahrerherz begeistern. Sogar ein eigener Driftoptimizer oder eine verstellbare Kraftverteilung vorne/hinten sind an Bord und machen diesen Ioniq 5 N endgültig zur automobilen Droge. Zwar kann der Testwagen auch zivil und gesetzeskonform bewegt werden, wir schaffen dieses Unterfangen während der Testzeit allerdings eher selten bis gar nicht. Stattdessen jagen wir den 5 N über Stadt und Land und degradieren echte Verbrenner-Vollblutsportwagen zu „Statisten“. Besonders hat es uns auch die Doppelfunktion der Schaltwippen am Lenkrad angetan, auf Wunsch simulieren diese die Schaltvorgänge eines 8-Gang-Getriebes und sind dann nicht mehr für die Rekuperationsstärke verantwortlich. Es ist eine Freude mit der Drehzahl zu spielen und den 5 N von Gang zu Gang durch das Drehzahlband bis nahe an den „Begrenzer“ zu treiben, die Beschleunigung ist in Einbegleitung des akustischen Infernos tatsächlich irrwitzig und adrenalin-ausschüttend. Coolerweise ist der Motor-Sport-Sound nicht nur im Fahrzeuginneren, sondern auch outdoor dezent aber weithin hörbar.
So ist überhaupt dieser Hyundai 5 N der erste Stromer, bei dem uns die Verbrauchswerte oder Reichweite eigentlich kaum interessieren. Dabei hat dies der 5 N gar nicht notwendig, denn trotz der gewaltigen Potenz braucht das Fahrzeug selbst Stromverbrauchsvergleiche mit wesentlich schwächeren E-Autos nicht zu scheuen. Im Testschnitt genehmigt sich der 650 PS Hyundai +/- 21 kW pro 100 Kilometer, schafft mit der 84 kWh Batterie Reichweiten zwischen 300 und 370 Kilometer und verwöhnt dank der 800 Volt Ladetechnologie mit einer DC -Ladeleistung bis zu 270 kW – eine echte Ansage an dieser Liga eigentlich kaum existierende Konkurrenz.
Fazit: Mit dem Ioniq 5 N ist Hyundai tatsächlich DAS automobile Meisterstück gelungen, denn der 5 N ist tatsächlich ein Sportgerät der Superlative der mit seiner einzigartigen Dynamik bahnbrechend und wegweisend für die Konkurrenz ist. Verblüffend dabei, wie nah am echten Motorsport man diese E- Performance erleben kann. Dabei glänzt der 5 N mit voller Alltagstauglichkeit für Beruf und Familie und einem Kampfpreis ab 74.090 Euro, Chapeau!
Fotos: © slz