Der neue „American Way of Life“

AUTOTEST. Jeep Avenger Elektro Summit

Auch Jeep ist vollelektrisch: Der noch recht neue Avenger kombiniert den „American Way of Life“ mit modernstem Elektroantrieb. Wir testen ausführlich den kompakten, 115 kW/156 PS starken SUV in der Topausstattung Summit.

Schon optisch spricht der Avenger eine moderne Formensprache, ohne jedoch auf das typische Jeep-Design zu verzichten – Evolution statt Revolution ist hier angesagt. Unverkennbar deuten der Seven-Slot-Kühlergrill in flacherer Version, ein mächtiger Unterfahrschutz samt muskulösen, markanten Radkästen und die stämmigen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen im Diamantschliff gewollt auf Abenteuer und Freiheit hin. Insgesamt beträgt die Länge des nunmehr kleinsten Jeeps nur 4,08 m, der kompakte SUV wirkt jedoch wesentlich größer. Auch die Außenfarbe Granite unterstreicht gekonnt diesen subjektiven Eindruck.

1 von 8

Das digitale Interieur ist hingegen auf Luxus ausgerichtet; feine, nachhaltige Materialien sind hochwertig verarbeitet. Praktischerweise sind zudem die Oberflächen fast allesamt leicht abwaschbar, sodass matschige Allterrain-Fahrten bei geöffneten Fensterscheiben keine große Rolle spielen. Die Platzverhältnisse sind klassenüblich, die leicht erhöhte Sitzposition sorgt hinter dem Volant für eine sehr gute Rundumsicht. Im Fond fühlen sich drei Erwachsene noch recht gut aufgehoben. Viele Ablagemöglichkeiten, Fächer und Getränkehalter unterstreichen die „amerikanische Herkunft“ der Marke. Das Kofferraumvolumen des Avengers beträgt mindestens 355 Liter, bei umgeklappten hinteren Sitzlehnen wächst es auf gut nutzbare 1252 Liter. Ebenfalls ein hochwertiges Detail: die robuste Gepäckraumwanne!

Die Bedienungselemente sind klar gegliedert, viele praktische, konventionelle Tipptasten ergänzen dabei die Handhabung des 10,25-Zoll-Infotainmentsystems. Wir kommen sowohl mit der Menüführung als auch mit den gelieferten Ergebnissen auf dem Farbdisplay sehr gut zurecht. Die volldigitale 10,25-Zoll-Instrumentenanzeige ist sehr gut ablesbar – reinsetzen und losfahren! Die Ausstattung ist überkomplett und umfasst Klimaautomatik, Ambientebeleuchtung, induktive Ladestation, Sitzheizung vorne, Keyless Entry & Go, Wärmepumpe, Fahrerassistenzpaket mit Autobahnassistent, Totwinkelassistent, 360°-Parksensoren etc.

1 von 12

Den Antrieb des nur 1536 kg schweren Avengers übernimmt ein 115 kW/156 PS starker Elektromotor – allerdings verzichtet man bei Jeep hier auf den markentypischen Allradantrieb. Dennoch gelingen mit dem reinen Frontantrieb dank Leichtbau im Sportmodus 0-auf-100-km/h-Sprints in flotten, schlupffreien 8,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit abgeregelten 150 km/h ausreichend. Wer jedoch glaubt, der Avenger könne kein Gelände, irrt: Mit den unterschiedlichen Fahrprogrammen für Schnee, Matsch und Sand, Bergabfahrhilfe, 20 cm Bodenfreiheit und einer Watttiefe von 23 cm konnten wir während der Testfahrten durchaus abenteuerliche Abstecher ins Gelände unternehmen. Überland präsentiert sich der Avenger sehr komfortabel mit eher weicher Fahrwerksabstimmung und zudem sehr laufruhig. Das Drehmoment von 260 Nm reicht für den Kompakten in jeder Lebenslage, die Ein-Gang-Automatik hinterlässt einen souveränen Eindruck. In der Stadt zeichnet sich der Avenger durch Übersichtlichkeit und einen kleinen Wendekreis aus.

Besonders auffällig ist der extrem niedrige Stromverbrauch: Der Jeep genehmigt sich im Schnitt zwischen 13,8 und 16,5 kWh pro 100 Kilometer, womit die vergleichbare Konkurrenz kaum mithalten kann. Geladen werden kann der Avenger mit bis zu 100 kW, sodass Ladevorgänge von 20 auf 80 % der 54-kWh-Batterie etwa 27 Minuten dauern.

Fazit: Der erste vollelektrische Jeep feiert einen gelungenen Einstand. Der Avenger vereint markentypische Tugenden mit erfrischendem, modernem Design. Trotz kompakter Abmessungen bietet der kleinste Jeep ein sehr gutes Platzangebot. Der Elektroantrieb präsentiert sich ausreichend sportlich und sehr effizient. Die größte Überraschung sind für uns die beachtlichen Offroad-Fahreigenschaften des Avengers – und das ohne Allradantrieb! Der Preis ab 38.500 Euro ist wirklich gerechtfertigt.

Fotos: © slz