In einem dramatischen Saisonfinale auf dem Hockenheimring hat sich der Österreicher Lucas Auer die Vizemeisterschaft in der DTM gesichert. Der Pilot vom Mercedes-AMG Team WINWARD konnte den Samstagslauf für sich entscheiden und den Rückstand auf den Gesamtführenden zunächst verkürzen, wurde am Sonntag aber durch eine rote Flagge im Qualifying eingebremst. Bis zuletzt war auch die DTM-Herstellermeisterschaft noch offen. Nach dem Gewinn 2021 schlossen die Mercedes-AMG Customer Racing Teams die Markenwertung auf einem beachtlichen zweiten Platz ab.

Erstmals in der DTM-Geschichte hatten vor dem letzten Rennwochenende, bei dem es wie gewohnt 58 Punkte zu vergeben gab, zehn Piloten zumindest noch theoretische Chancen auf den Fahrertitel. Dazu zählten auch der Meisterschaftszweite Lucas Auer (Mercedes-AMG Team WINWARD / 11 Punkte Rückstand), Luca Stolz (GER / Mercedes-AMG Team HRT / 28) und Titelverteidiger Maximilian Götz (GER / Mercedes-AMG Team WINWARD Racing / 56).

Foto: © Mercedes-Benz Group AG

Samstag: Lucas Auer sichert sich Pole Position und Sieg im ersten Rennen

Beim Qualifying am Samstagvormittag untermauerten Auer und Stolz umgehend ihre Titelambitionen. Mit einer Zeit von 1:36,479 Minuten stellte Auer den Mercedes-AMG GT3 #22 auf die Pole Position, die ihm drei wichtige Punkte einbrachte. Stolz komplettierte mit rund sechs Hundertstelsekunden Rückstand die erste Startreihe für das 100. DTM-Rennen auf dem Hockenheimring.

In Folge eines turbulenten Starts kam es im Rennen am Nachmittag schnell zu mehreren Positionswechseln. Lucas Auer konnte seine Führung verteidigen, dafür fiel Luca Stolz auf Rang vier zurück. So lautete auch der Stand, als nach Runde eins zum ersten Mal das Safety Car ausrücken musste. Beim anschließenden Restart kam es gleich zu mehreren schwerwiegenden Unfällen, worauf die Rennleitung mit einer roten Flagge reagierte. Glücklicherweise überstanden alle Beteiligten diese Situationen ohne größere Verletzungen.

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Beschädigte Leitplanken und zahlreiche Trümmerteile auf der Strecke führten aber zu einer längeren Rennunterbrechung. Bei der erneuten Freigabe nach rund 30 Minuten waren nur noch 17 von ursprünglich 27 Fahrzeugen auf der Strecke. Auer führte weiterhin, Luca Stolz kam nur kurze Zeit später als einer der ersten Piloten zum Pflichtboxenstopp.

Nach dem obligatorischen Reifenwechsel war Auer auf die virtuell zweite Position zurückgefallen. Für die restliche Renndauer musste der Österreicher seine Position hart verteidigen, näherte sich aber gleichzeitig in großen Schritten dem Führenden. In der vorletzten Runde holte er sich beim Herausbeschleunigen aus der Haarnadelkurve den ersten Platz zurück, den er problemlos ins Ziel brachte.

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Auer kam damit vor dem Finale am Sonntag bis auf zwei Punkte an den Gesamtführenden heran. Luca Stolz wurde Neunter und verabschiedete sich nach herausragenden Leistungen in seiner Debütsaison erst spät aus dem Titelrennen. Maximilian Buhk (GER) vom Mercedes-AMG Team Mücke Motorsport holte als Zehnter seinen ersten Saisonpunkt. Für Buhk war es der leise Abschied nach einer langen und erfolgreichen Karriere als Teil der Mercedes-AMG Customer Racing Familie. Vor dem Saisonfinale am Sonntag verkündete der 29-Jährige, der mit Mercedes-AMG unter anderem die Langstreckenwertung der Blancpain GT Series und das 24-Stunden-Rennen von Spa gewinnen konnte, seinen Rückzug aus dem aktiven Motorsport.

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Sonntag: Quali-Abbruch verhindert besseres Ergebnis für Lucas Auer

Nach den Unfällen vom Vortag erhielten einige Fahrer, darunter David Schumacher (GER), keine Startfreigabe. Zudem waren viele Fahrzeuge – so auch die von Mikaël Grenier (CAN) und Arjun Maini (IND) – nicht mehr zu reparieren. Entsprechend dezimiert gestaltete sich das Feld mit 20 Teilnehmern beim finalen Qualifying der Saison am Sonntag.

Eine rote Flagge kurz vor dem Ende der 20-minütigen Session verhinderte für die meisten Piloten einen zweiten Run mit frischen Reifen, wodurch unter anderem Lucas Auer die Chance auf eine gute Startposition genommen wurde. Als bester Mercedes-AMG Pilot ging Maximilian Götz vom neunten Platz ins Rennen, Auer startete von Rang elf. Sein Titelkonkurrent qualifizierte sich als Fünfter und war damit in der besseren Ausgansposition für das einstündige Saisonfinale.

Trotz der 25 Kilogramm Erfolgsballast plus fünf weiterer Kilogramm durch eine kurzfristige Anpassung der Balance of Performance erwischte Auer einen guten Start in das Rennen. Er machte einige Positionen gut und wurde in Runde drei bereits als Siebter geführt. Sein Teamkollege Maximilian Götz musste den Mercedes-AMG GT3 #1 in der Zwischenzeit nach einer unverschuldeten Kollision abstellen.

Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke machte sich das erhebliche Zusatzgewicht in der Folge aber doch bemerkbar. Statt den Blick nach vorne zu richten, musste Auer seine Position auf der Strecke verteidigen. Das Mercedes-AMG Team WINWARD entschied sich deshalb für den frühestmöglichen Boxenstopp nach zehn Minuten. Doch auch mit frischen Reifen konnte Lucas Auer seine Aufholjagd nicht fortsetzen.

Zwar brachte er mit einer entschlossenen und fehlerfreien Leistung einen respektablen siebten Platz ins Ziel, weil die Konkurrenz aber noch etwas besser abschnitt, erreichte der DTM-Routinier mit elf Punkten Rückstand die Vizemeisterschaft. Luca Stolz wurde im letzten Rennen des Jahres, in dem nur zwölf Fahrzeuge die Zielflagge sahen, Neunter. Durch dieses Ergebnis schloss Mercedes-AMG die Markenwertung auf einem starken zweiten Platz ab. Die Titelverteidigung verpasste man dabei nur knapp.

Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen für Mercedes-AMG Customer Racing

Nach dem beeindruckenden Doppelsieg durch Lucas Auer und Luca Stolz beim Saisonauftakt in Portimão erlebten die Mercedes-AMG Customer Racing Teams ein DTM-Jahr mit Höhen und Tiefen. Ein chaotisches Rennwochenende auf dem Norisring bleibt ebenso in Erinnerung wie Luca Stolz‘ Debütsieg beim DTM Nürburgring powered by Mercedes-AMG und das dramatische Saisonfinale in Hockenheim. Insgesamt fuhren die acht Mercedes-AMG GT3 2023 in 16 Wertungsläufen auf acht europäischen Strecken drei Rennsiege und acht weitere Podestplätze ein.

Rund um das Wochenende am Hockenheimring ließ die DTM nach wie vor offen, wann und wo die Sprintserie ihre kommende Saison beginnen wird. Unabhängig davon wird Mercedes-AMG Customer Racing aber wieder mit einem hochkarätigen Aufgebot an den Start gehen. Um welche Fahrer und Teams es sich dabei handelt, wird Anfang des kommenden Jahres bekanntgegeben.