AUTOTEST. Ford Mustang Mach 1 5,0 l 460 PS M6

Obwohl vom Ford Mustang Mach 1 bereits das Nachfolgemodell Dark Horse angeboten wird und überhaupt nur mehr ganz wenige Neuwagen vom Mach 1 verfügbar sind, dürfen wir auf unsere ausdrückliche Bitte hin noch einmal diesen brachialen Ausnahmesportler ausführlich zum Tanz bitten. „Ring frei“ für Emotionen voller „Bollern und Qualmen“ – hier eine Zusammenfassung unserer Eintragungen ins „Logbuch“!

Noch einmal zur Erinnerung: die technischen Daten des Mach 1 lesen sich verheißungsvoll: 5.0 Liter Hubraum, V8 Motor, 338 kW/460 PS Leistung, 529 Nm Drehmoment und Hinterradantrieb. Unser Testwagen ist diesmal passenderweise in Fighter Jet Grey lackiert – der Name passt zu diesem Mustang wie die sprichwörtliche „Faust auf´s Auge“! Alleine schon die Betrachtung der 4-Rohr-Auspufflandschaft im Heck verleitet zum Niederknien, ein Vulkan unmittelbar vor dem Ausbruch. Unverändert die mächtige 275er Bereifung, ein eigenes optionales Mach1 Styling Paket würzt den Test-Sportler zusätzlich. Zahlreiche schwarz-orange Applikationen geben dem Mach1 eine eigene Note und unterstützen die klassischen Proportionen: lange Motorhaube – kurzes Heck – breit und flach! Natürlich ist die Front- und Heckleuchtensignatur von feinster LED-Technik, mehrere Mach 1 Logos verraten zudem diesen Mustang als besonders „potentes“ Modell.

Im Interieur setzt sich das sportliche Layout fort: Straffe Recaro-Sportsitzen mit feiner Lederoptik, die ausgeprägten „Sitzwangen“ weisen bereits im Vorfeld auf die zu erwartend möglichen „Querorgien“ hin. Die Platzverhältnisse vorne sind geräumig, im Fond geht es für die beiden möglichen Mitfahrer schon knapper zu. Unerwartet geräumig: Im Heck steht ein 408 Liter fassender Kofferraum zur Verfügung, für einen echten Sportwagen erstaunlich viel Volumen fürs Gepäck.

Der gesamte Innenraum ist mit wertigen Materialien angerichtet, zahlreiche Features sind in Anlehnung an den Ur-Vorfahren der 1970iger Jahre designt. Eye-Chatcher sind unter anderem der weiße Schaltknauf des manuellen 6-Gang-Schaltgetriebes im Billardkugelformat, die Kippschalter in der Mittelkonsole aus Metall oder eine auffällige Mach 1 Plakette über dem Handschuhfach. Ansonsten ist die Ausstattung eher üppig-luxuriös anmutend. Dazu zählen unter anderem die Ambientebeleuchtung, das Ford SYNC 3 Infotainmentsystem samt 8“ Touchscreen für Navigation und Einbindung von Apple CarPlay bzw. Android Auto oder eine 1000 Watt(!) Bang & Olufsen Anlage, Sitz- und Lenkradheizung, „Keyless Go“, etc. Der Umfang der Sicherheitsassistenz ist auf „wesentliche Unterstützer“ beschränkt, für die meiste Sicherheit sorgen im Kampfeinsatz ohnehin kundige Hände am Lenkrad bzw. schnelle Füße am Gas und/oder Bremspedal!

Bevor wir erstmals morgens starten, haben wir präventiv bereits unsere Nachbarn bezüglich Lärmbelästigung verständigt! Los geht`s per Ford Power-Startfunktion – ein kurzer Drücker und der 5.0 Liter V8 Motor erwacht zum Leben! Uns verzückt im Kaltstart der betörende Sound – wieder einmal können wir es nicht lassen und feuern mehrere kurze Gasstöße ab – einfach phänomenal bassig, laut und herrlich unvernünftig! Das Bollern ist – auch im Freien – erschreckend großartig und mein Nachbar wird diesbezüglich vermutlich bereits seinen Anwalt telefonisch erstmals kontaktieren! Aber egal, wir rollen los und tasten uns im „Normal“-Modus langsam an die Möglichkeiten des Mach 1 heran. Das manuelle 6-Gang Getriebe ist uns mit den kurzen, gut definierten Wegen bestens in Erinnerung geblieben. Jede kleinste Gaspedalbewegung ist hör- und spürbar, je höher die Drehzahl umso energischer der Antritt. Mit dem My Mode-Kippschalter wählen wir den Modus „Drag Race“ aus und stellen die individuelle Gaspedalkennung, die elektronische Stabilitätskontrolle und den Auspuffsound auf „Rennstrecke“. Dies ändert gleichzeitig auch das Design der coolen, digitalen Cockpitanzeigen. Bei Vollgas trompetet der Mach 1 nun los – einzigartig und unnachahmlich und ab 6000 U/min ist der Teufel los. Die Beschleunigung fühlt man nicht nur, man hört sie auch. Der V8 giert und liebt hohe Drehzahlen, die Geräuschkulisse ist filmreif. Der Mustang springt in 4,7 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit geben die Kölner mit fast 270 km/h an. Auf der – natürlich deutschen“ Autobahn verjagt der Mach 1 dann sämtliche E-Stromer auf die rechte Seite, der Bumms jenseits der 200 km/h und vor allem die einhergehende infernalische Akustik sorgen dabei reihenweise für Adrenalinschübe. Dank perfekter Fahrwerksabstimmung sind auch Kurvenorgien eine absolute Domäne des Mustangs, der Ford lässt dabei wahnwitzige Querdrifts zu und wird zur Droge.

Glücklicherweise gibt sich der Mustang beim Tanken sehr zurückhaltend. Unsere Verbrauchswerte bestätigen die Daten des letzten Mach 1Testberichts:. Zwischen 9,7 und 12,2 Liter Super konsumierte der Mustang im Schnitt, somit lagen unsere ermittelten Testwerte neuerlich knapp unter den Werksangaben – bemerkenswert.

Fazit: Der Ford Mustang Mach 1 ist und bleibt zu Lebezeiten ein unnachahmlicher Klassiker – und in vielen Bereichen konkurrenzlos. Ganz, ganz großes Kino – aber neu nur mehr spärlich zu fairen Preisen ab rund 92.000.-Euro (Ford Mustang GT ab 78.735,40 Euro) erhältlich. Für uns heißt es „Adieu und Danke Mach 1“, jetzt freuen uns wir uns auf das Nachfolgemodell „Dark Horse“.

Fotos: © slz